MAZ Beitrag vom 19.01.2021
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Montag, 19. April 2021 Westhavelländer
Der vielseitige Erschaffer der Bienenkapelle
Der Künstler Hans Zimmermann hat im Kunsthof Gräningen
sein Lebenswerk und einen Gemeinschaftsraum erschaffen
Von Jürgen Ohlwein
Auf seiner selbstgefertigten Imkerbank auf dem Kunsthof
Gräningen sitzt Hans Zimmermann mit seiner Frau Karin. Ganz rechs:
Puppentheater-Figuren..
Gräningen. Der Kunsthof Gräningen mit seiner Bienenkapelle
ist weit über die Grenzen der Region ein Begriff. Er ist das Lebenswerk
von Hans Zimmermann. Es ist noch nicht vollendet. Immer wieder hat
der heute 77-jährige neue Ideen, die der vielseitig aufgestellte Künstler
auf dem Kunsthof umsetzt. Durch die Arbeit seines Vaters wuchs Hans
Zimmermann in einem Kreis lokaler Kunstgrößen wie Karl Mertens, Gerhard
Peatz, Reiner Stuchlick und Georg Penning auf. „Mit zwölf Jahren besuchte ich
den Zirkel ‚Bildende Kunst‘. Malerei und Bildhauerei haben mich schon immer
fasziniert. Nach der Schule erlernte ich den Beruf des Glasers“, so Hans
Zimmermann.
Bis heute betreibt Hans Zimmermann eine Scherenschleiferei
und einen Waffenhandel in Rathenow. Mit 77 Jahren möchte er sich aber nun
zur Ruhe setzen und mit seiner Frau Karin den Lebensabend genießen. Auch
seiner Kunst und dem Kunsthof Gräningen will er mehr Zeit widmen.
Hans Zimmermann ist ein sehr vielseitiger Künstler. Neben
Malen, Holzbildhauerei und Musik interessierte den Künstler auch die Herstellung
von Buntglasfenstern und das Handwerk der Bleiverglasung.
1996 erwarben Hans und Karin Zimmermann das Grundstück, auf
dem der heutige Kunsthof zu bewundern ist. „Das Grundstück
am Wiesenweg war damals eine komplette Müllhalde. Es ist etwas abgelegen
und so wurde dort viel Müll abgeladen. Wir haben das Grundstück erst einmal
mit viel Arbeit und Mühe hergerichtet und das
kleine Häuschen darauf saniert“, erzählt Hans
Zimmermann. Eines Tages bekam Hans Zimmermann eine komplette Imkerei mit
24 Behausungen für Bienen, Hinterbehandlungsbeuten genannt, geschenkt. Da
er selbst schon Bienen besaß, aber auf Magazine ausgerichtet war, stellte sich die Frage, was damit
anfangen. Über Nacht entstand die Idee, um die 24 Beuten ein Haus zu
errichten. Eine sogenannte Bienenkapelle. 2004 und 2005 arbeitete der Künstler
an seinem Lebenswerk, das er selbst entworfen hat und aus Fachwerk und Lehm
erbaute.
Die Fenster wurden aus mundgeblasenem Antikglas hergestellt.
Sie erzählen die Schöpfungsgeschichte in sieben Tagen. Das Hauptfenster im
vorderen Teil zeigt den Schutzpatron der Imker, den heilige Ambrosius mit
einem Bienenkorb. Jedes bleiverglaste Buntglasfenster ist ein Unikat. „Zur
Herstellung des Fensters habe ich einen Entwurf und anschließend eine
maßstabsgetreue Zeichnung gemacht. Für jedes einzelne Glasstück habe ich eine
Schablone aus Papier gefertigt“, so Hans Zimmermann.
Für die Färbung dieser Gläser wurden Metalloxide eingesetzt.
Anschließend wurden sie mit Blei umlegt und verlötet. So entstand nicht nur ein
Bienenhaus, sondern auch ein Raum der Besinnung. Viele Besucher, egal ob
Fahrradgruppen, Imkervereine oder andere Touristen des Kunsthofes in Gräningen,
haben hier schon Entspannung gefunden. „Zu uns kamen schon Besucher aus der
ganzen Welt. Wir hatten schon Gäste aus den USA, Kanada, Belgien, Schweden, den
Niederlanden und Norwegen“, erzählt Hans Zimmermann, während seine Frau Karin
stolz das Gästebuch präsentiert.
Aber nicht nur um die Bienenkapelle zu bestaunen kommen
Besucher auf den Gräninger Kunsthof. „Ich habe schon einige christliche Namensgebungen
in der Kapelle durchgeführt. Der Getaufte erhält auch eine Urkunde mit Siegel
und Unterschrift“, so Hans Zimmermann. Nicht nur die Bienenkapelle gibt es auf
dem Kunsthof in Gräningen zu entdecken. Viele Holzskulpturen stehen auf dem
Grundstück. Alles hat hier eine Geschichte, die Hans Zimmermann und seine Frau
den Besuchern gerne erzählen. So zum Beispiel was es mit der Ritterburgenbank
auf sich hat.
„Hier, auf der einen Seite der Bank, ist die Nachtwache auf
der Burg eingeschlafen. Am Burgfenster wartet das Burgfräulein auf den Ritter, der
von der anderen Burg, an der anderen Seite der Bank kommt“, so Hans Zimmermann.
Natürlich braucht ein Künstler auf seinem Kunsthof auch eine Galerie. Hier wird
noch einmal die Vielseitigkeit Hans Zimmermanns sichtbar. Von Malerei über
Skulpturen bis hin zu selbstgefertigten Marionetten für ein Puppentheater
findet der Besucher in der Galerie des Künstlers. Besonders seine großflächigen
Malerarbeiten fallen sofort ins Auge. „Die habe ich jetzt zuletzt gemacht“,
erzählt Hans Zimmermann. „Mein Mann hat Motive aus dem Fernsehen genommen. Die
hat er erst vom Fernseher abfotografiert und dann gemalt. Auf den Bildern sind Tänzer
aus der Tanzshow ‚Lets Dance‘ und Akrobaten aus dem Zirkusfestival Monte Carlo
zu sehen“, erzählt Karin Zimmermann. Eine neue Idee kam Hans Zimmermann, als er
von einem Glaser viel mundgeblasenes Antikglas bekam. Auf dem Grundstück befand
sich eine Scheune, die auf einer Seite offen war. Eigentlich diente die Scheune
als Unterstand für Geräte. Jetzt hat Hans Zimmermann daraus einen festlichen
Gemeinschaftsraum gemacht.
„Die offene Seite der Scheune habe ich mit Buntglasfenstern zugemacht.
So entstand ein schöner Raum für festliche Anlässe. Die Fenster stellen einen
Zyklus aus dem deutschen Volkslied ,Hoch auf dem gelben Wagen’ dar. Jedem der
vier Fenster ist das Motiv einer Strophe des Liedes gewidmet“, erzählt Hans
Zimmermann.
An der Scheune befindet sich ein Glockenturm. „Die Glocke
habe ich in Stendal (Anmerkung Zimmermann: Die Glocke wurde natürlich in Lauchhammer
gegossen) selbst anfertigen lassen. Sie hat einen hohen H-Ton. Eine Wand des
Glockenturms ist ebenfalls mit Buntglas gestaltet. Sie symbolisiert den Zyklus
des Lebens. „Das grüne Glas stellt die Kindheit dar, das rote Glas steht für
die Jugend, das bunte Glas für die Erwachsenenzeit, blaues Glas symbolisiert
das Alter und den Tod und das goldgelbe Glas zeugt vom ewigen Leben“, so Hans
Zimmermann Für die Nutzung des neuen Gemeinschaftsraums hat der Künstler auch schon
klare Vorstellungen. „Ich möchte dort gern Paaren, die zusammenleben aber nicht
heiraten möchten, die Möglichkeit geben, ein feierliches Treuegelöbnis ablegen
zu können.“
Wer den Kunsthof Zimmermann entdecken möchte, sollte sich
vorher anmelden und Zeit mitbringen. Hans Zimmermann hat Interessantes zu erzählen.
Weitere Infos unter http://www.kunsthof-graeningen.de




